1. Februar 2023 - Schwalmtal

Quelle: Mitteilungsblatt 5-2023

Fließpfadkarten für die Gemeinde Schwalmtal nun im Internet abrufbar

Fliesspfadkarte

Fließpfadkarte Storndorf und Vadenrod

Auch die Gemeinde Schwalmtal hatte in den letzten Jahren wiederholt mit Starkregenereignissen zu tun, die Schäden an privater und öffentlicher Infrastruktur angerichtet haben. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal haben sich zahlreiche Kommunen, so auch die Gemeinde Schwalmtal, vom Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie so genannte Fließpfadkarten erstellen lassen.Sie können diese Karten nun im Internet auf der Seite der Gemeinde (www.schwalmtal-hessen.de) unter dem Menüpunkt „Wirtschaft und Bauen“ ansehen und herunterladen: https://schwalmtal-hessen.de/wirtschaftundbauen/fliesspfadkarten-schwalmtal/

 Erläuterungen des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie zu den Fließpfadkarten

Was stellt die kommunale Fließpfadkarte dar?

Kommunale Fließpfadkarten eignen sich für kleinere Ortschaften oder Ortsteile, besonders im ländlichen Raum. Sie zeigen (in einer Auflösung von 1 m²) eine erste Übersicht der potenziellen Fließpfade, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen würde.

Einbezogen werden Hangneigungen in unterschiedlichen Abstufungen, Landnutzungen und Gebäudeinformationen. Die Fließpfade werden mit einem Puffer von 20 m dargestellt, um die Gefährdung von Gebäuden oder anderer Infrastruktur besser sichtbar zu machen. Die Wirkungen von Gräben, Durchlässen und der Kanalisation sind in der Regel nicht berücksichtigt, so dass diese Karten für städtisch geprägte Flächen nicht herangezogen werden sollten.

Für die Erstellung der Fließpfadkarten werden folgende Datengrundlagen verwendet:

  • Digitales Geländemodell (5 m² und 1 m²)
  • Gebäudegrundrisse (ATKIS Daten)
  • Landwirtschaftliche Nutzflächen (ALKIS Daten)

Diese Daten liegen hessenweit vor. Der verwendete Stand der Daten wird mit den Karten mitgeliefert. Sollten sich in der Zwischenzeit Bebauung oder Landnutzung verändert haben, muss das bei der Interpretation der Karten berücksichtigt werden. Bei landwirtschaftlichen Flächen wird nur zwischen Grünland und Ackerflächen unterschieden, eine weitere Differenzierung nach Feldfrüchten erfolgt nicht. Bei Ackerflächen wird in den Karten angenommen, dass die Bearbeitung hangparallel erfolgt.

Fließpfade entstehen erst durch Taleinschnitte. Wenn keine Hangneigungen vorhanden sind, muss auch die Aussagekraft der Fließpfade gering bleiben. Zudem muss geprüft werden, ob das Kanalnetz einen wesentlichen Einfluss auf die Fläche hat. Wenn das Kanalnetz einen erheblichen Teil des Wassers auch im Fall von Starkregen ableiten kann, ist auch hier die Aussagekraft der oberirdischen Fließpfade gering. Fließpfadkarten sind daher vor allem in ländlichen Gebieten sinnvoll, die durch größere Geländeunterschiede geprägt sind.

Bei den erstellten Fließpfadkarten handelt es sich um eine modellhafte Darstellung. Es ist zu beachten, dass ein Modell niemals 1:1 der Realität entspricht. Daher hat auch diese Darstellung ihre Grenzen, die bei der Interpretation der Fließpfadkarten unbedingt zu berücksichtigen sind:

  • Es handelt sich bei der Karte um eine rein topographische Geländeanalyse. Dadurch können keine realen Überflutungstiefen ermittelt werden. Dies ist nur mit einer hydraulischen Simulation möglich (Starkregen-Gefahrenkarten).
  • Starkregenereignisse sind lokal eng begrenzte Ereignisse. So treten die höchsten Intensitäten meist in Bereichen auf, die nicht größer als 1 km² sind. Auf den dargestellten Abflusspfaden wird es im Ereignisfall daher niemals überall zu stark ausgeprägten Abflüssen kommen. Die Karte stellt lediglich eine Potenzialbetrachtung dar und beschreibt, wo möglicherweise Fließpfade entstehen könnten. Je nach Lage und Stärke des Niederschlags können diese unterschiedlich stark in Erscheinung treten.
  • Aufgrund der Auflösung des Digitalen Geländemodells von 1 m² ist es nicht möglich, feine Geländestrukturen in der Karte zu berücksichtigen. Durchlässe, Mauern und Gräben führen dazu, dass Fließpfade womöglich abgeleitet werden und die Darstellung nicht mehr der Realität entspricht. Die Karte ist letztendlich nur so gut wie ihre Datengrundlage.

Erläuterungen zur Darstellung in den Fließpfadkarten

Legende Fliesspfadkarte

In der Fließpfadkarte werden die Fließpfade anhand einer dunkelblauen Linie dargestellt. Ein Fließpfad wird erst als solcher definiert, wenn dieser ein Einzugsgebiet von mindestens 1 Hektar hat. Um den Fließpfad besser darstellen zu können und auch die Gefährdung der umliegenden Gebäude oder Flächen zu verdeutlichen, wird dieser mit einem Puffer von 10 m zu jeder Seite dargestellt. Der Puffer wird als blaue Schraffur angezeigt.

Landwirtschaftliche Flächen

Die Darstellung der landwirtschaftlichen Fläche unterscheidet zunächst einmal zwischen

  • Ackerland und
  • Grünland.

Ackerland wird in weitere vier Klassen eingeteilt. Diese reichen von

  • „wenig gefährdet; Hangneigung <5 %“ (gelb) bis zu
  • „sehr stark gefährdet, Hangneigung >20 %* (rot).

Grünland ist im Allgemeinen weniger gefährdet als Ackerland, da der Boden eine deutlich höhere Bedeckung hat und somit Wasser und Boden besser zurückgehalten werden. Grünland wird in drei Klassen gegliedert, die von

  • „nicht gefährdet; Hangneigung < 10 %" (hellgrün) bis zu
  • „mäßig gefährdet; Hangneigung > 20 %° (dunkelgrün) gestuft sind.

Auf den Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung wird die Abflussrichtung durch kleine blaue Pfeile ersichtlich. Diese Darstellung findet erst Anwendung, wenn die Hangneigung größer als 2 % ist.

Gebäude

Die Darstellung der Gebäude wird in vier Klassen unterteilt.

  • Die grau gekennzeichneten Gebäude liegen außerhalb des Gefährdungsbereichs.
  • Innerhalb des Gefährdungsbereichs befinden sich die in gelb, orange und rot gefärbten Gebäude. Von gelb nach rot nimmt die Gefährdung in Abhängigkeit der Entfernung zu (gemessen an der Gebäudekante), wobei rot bedeutet, dass die Gebäudekante innerhalb von 5m zum Fließpfad liegt.

Die Fließpfade geben nur ein Potenzial der Gefährdung an: bei Gebäuden ist entscheidend, ob ein Keller vorhanden ist, ob dieser gut abgedichtet ist etc. Eine Einzelfallbetrachtung ist in jedem Fall notwendig.

Bei stark gefährdeten (roten) landwirtschaftlichen Flächen direkt am Ort kann es sein, dass die Gebäude unterhalb dieser Fläche in keinem Fließpfad liegen und daher als nicht gefährdet eingestuft werden. Eine
Gefährdung kann jedoch vorliegen, da hier durchaus mit Erosion und Schäden dadurch zu rechnen ist.


Zusätzliche Informationen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.