23. August 2024 - Dorfgeschehen
Quelle: OZ Alsfeld 23.08.24 - Erich Stock
Storndorf legt Messlatte hoch
Elf Dörfer aus dem Vogelsbergkreis und dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg stehen miteinander im Wettbewerb um den Landesentscheid »Unser Dorf hat Zukunft«. In dieser Woche hat die Jury auch dem Schwalmtaler Ortsteil Storndorf einen Besuch abgestattet.
Storndorf hat die Messlatte im Regionalentscheid des Wettbewerbes »Unser Dorf hat Zukunft« hochgelegt. Ob die weiteren zehn Mitbewerber das eventuell schon getoppt haben oder noch übertreffen werden? Diese Frage wird Anfang nächster Woche beantwortet, wenn am heutigen Freitag oder am Montag nächster Woche die letzten Orte von der Bewertungskommission besucht worden sind und diese danach die Auswertung vornehmen wird.
Neben dem Schwalmtaler Ortsteil Storndorf waren das Schotten-Wingershausen, Mücke-Wettsaasen, Freiensteinau, die Grebenhainer Ortsteile Metzlos, Crainfeld und Vaitshain, Schenklengsfeld-Wehrshausen, Schenklengsfeld-Landershausen, Bebra-Solz und Ludwigsau-Beenhausen.
Dass die Storndorfer etwas »rocken«, zeigte sich schon zu Beginn im Dorfgemeinschaftshaus, wo fast alle Stühle besetzt waren, als dort die Kommission eintraf. Neben den Vertreterinnen des Amtes für den ländlichen Raum. Angelika Boese und Agnes Baumgardt (Vogelsbergkreis) sowie Johanna Meeßen und Sandra Weber (Hersfeld-Rotenburg), gehörten die Mitglieder der Bewertungskommission, Michael Ruhl, Dr. Holger Schopbach, Anja Ringler, Gudrun Stumpf, Harald Pressmann und Birgit Ketter-Eichert, dazu. Bürgermeister Timo Georg und Ortsvorsteher Uwe Merschrod hießen sie willkommen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde durch Angelika Boese ging es auf Exkursion durch Storndorf, wofür zwei Stunden vorgesehen waren.
Die Teilnahme am Wettbewerb haben die Storndorfer der Vorsitzenden der Landfrauen, Marianne Loll, zu verdanken, die aber nichts dem Zufall überlassen wollte. Es wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, der sowohl Bürgermeister und Ortsbeirat sowie die Vereine angehörten. Bei mehreren Treffen im Sportlerheim wurde überlegt, wie man den Ort präsentieren könnte und sich Gedanken darüber gemacht, »was haben wir« - alles unter der Prämisse, möglichst viele Punkte durch die Bewertungskommission zu bekommen.
Dörfer, die als Gemeinschaft dafür sorgen, dass ihr Ort attraktiv und liebenswert ist, bekommen eine hohe Punktzahl. Bewertet werden dabei auch die Qualität der Entwicklungsschritte der vergangenen Jahre und nicht das erreichte Niveau.
Wir wollen nach Berlin
Marianne Loll,
Vorsitzende der Landfrauen
Aktivitäten, die das soziale Engagement im Dorf prägen, sowie die ehrenamtliche Mitarbeit an Dorfprojekten, die aktive Nachbarschaftshilfe oder ein vielfältiges Vereinsleben sind Punktgaranten. Gibt es dann noch Traditionen, Brauchtum, kulturelle und sportliche Aktivitäten, wo Altbewährtes durch neue Impulse weiterentwickelt wird, oder gelebte Kultur des Miteinanders von Jung und Alt, von Zugezogenen und Alteingesessenen, dann füllen sich die Notizblöcke der Juroren immer mehr. Die Zusammenarbeit mit benachbarten Ortsteilen und Dörfern spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Wettbewerb soll dazu ermuntern, gemeinsam die verschiedenen Stärken zu bündeln und ein regionales Selbstverständnis zu entwickeln.
Wer sich mit den Bewertungskriterien auseinandersetzte, konnte bei der Präsentation viele der angesprochenen Punkte ausmachen; man könnte meinen, in Storndorf sei eine »Blaupause« der Vorgaben für die dortige Präsentation erfolgt. Gefühlt die Hälfte der rund 780 Einwohner war dabei, als den Gästen Storndorf nähergebracht wurde.
Kaum hatte die Gruppe das DGH verlassen, war schon der erste Punkt erreicht. Die Leiterin des Kindergartens, Olga Krotow, erfreute mit ihren Kindern die Gäste mit einem Lied, fußläufig waren weitere Punkte zu erreichen; an verschiedenen Stationen wurde durch Bürgermeister Timo Georg die Baukultur an geglückten und weniger geglückten Gebäuden erläutert. In der Volksbank gibt es noch einen Geldautomaten, die Sozialstation hat eine geringe Mitarbeiterfluktuation, so Leiterin Carmen Frank, und der Dorfladen beherbergt weitere Anlaufstationen der »kurze Wege«.
Danach wurde in zwei kleinen Bussen Platz genommen, denn in Storndorf gibt es noch viel mehr zu sehen. Marianne Loll und Maria Sylla erläuterten während der Fahrt manche Besonderheit des Ortes: dass es eine Zahnarztpraxis gibt, im Neubaugebiet ein Spielplatz existiert, der von den Nachbarn gepflegt wird.
Nach einigen Minuten war schließlich der Aussichtshügel erreicht, wo die Kommission nach kurzem Aufstieg nicht nur einen schönen Blick über das Schwalmtal hatte, sondern auch drei Vollerwerbslandwirte, Kai-Uwe Lang, Lars Kümmel und Philipp Eckstein, ihre unterschiedlichen Betriebskonzepte vorstellten. Arnold Klein hatte hier die Möglichkeit, das Wanderwegenetz vorzustellen. Nächste Station war die Cornelia-Funke-Schule Schwalmtal, deren Leiter Lukas Alt das Konzept der Grundschule erläuterte, und weil Ferien sind, hatten die Schüler vorher einen Film gedreht, um für ihre Schule zu werben.
Benjamin Merschrod stellte die Feuerwehr vor. Größter Verein sei der TV Storndorf, stellte Vorsitzender Frank Richtberg vor. Das Areal bot genug Platz, damit sich die Kirmesburschen mit Till Decker zeigen konnten. Auch die Ansiedlung eines Unternehmens im Bereich der Erneuerbaren Energien durch Joshua Donath war eine weitere Informationen in diesem »Storndorfer Werbeblock«.
Weitere Besonderheit
Auf dıe Minute pünktlich wurde wieder das Dorfgemeinschaftshaus erreicht, wo die Musikkapelle »Storndorfer Schützen« die Gäste musikalisch begrüßte und danach Hiltrud Georg den Ansatz erklärte, der hinter dem »Dorfcafe« steht, nämlich jeden zweiten Mittwoch im Monat sich zu Kaffee und Kuchen zu treffen und sich auszutauschen. Wegen des Kommissionsbesuchs wurde der Termin natürlich verlegt.
Eine weitere Besonderheit gibt es noch in Storndorf, nämlich das »Kleine Restaurant«, wo jeden Donnerstag gemeinsam gespeist werden kann. Nur muss vorher im Dorfladen das Menü geordert werden.
Am Ende des Tages erzählte Marianne Loll noch, dass sie vom Vorsitzenden der Storndorfer Schützen, Karsten Decker, stark unterstützt worden sei und zitierte diesen: »Wir wollen nach Berlin.« Denn die beiden Regionalsieger gehören zu den Dörfern im Landesentscheid im Jahr 2025, und dann geht es über den Bund 2026 nach Berlin — ein wichtiger Schritt dazu ist nun gemacht.
HINTERGRUND Zum 38. Mal im Vogelsbergkreis
Zum 38. Mal bereiste eine Jury Dörfer im Vogelsbergkreis. Dies waren der Schottener Stadtteil Wingershausen, Freiensteinau die Grebenhainer Ortsteile Crainfeld, Metzlos, und Vaitshain, Storndorf (Gemeinde Schwalmtal) und \Wettsaasen (Gemeinde Mücke). Die beiden Erstplatzierten dürfen sich 2025 der Jury des Landes Hessen vorstellen. Wer dort gewinnt, vertritt 2026 das Land Hessen im bundesweiten Wettbewerb. Die fünf Erstplatzierten im Regionalentscheid erhalten Prämien im Wert von 5000 Euro (Platz 1) bis 1000 Euro (Platz 5).