30. Juni 2012 - Gemeinde Schwalmtal

Abschied und Einführung in Schwalmtal an einem Abend

Jürgen Adam geht nach achtzehn Jahren in den Ruhestand - Ernennungsurkunde für den neuen Bürgermeister Timo Georg

(rwh). Zuschauer sind eigentlich immer da, wenn Schwalmtals Gemeindevertreter tagen. Selten waren es so viele wie am Donnerstagabend. Das Dorfgemeinschaftshaus Vadenrod war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, als ein Kapitel der Schwalmtaler Geschichte geschlossen und ein Neues aufgeschlagen wurde.

In einer feierlichen Sitzung der Gemeindevertretung wurde Bürgermeister Jürgen Adam (SPD) verabschiedet und sein Nachfolger Timo Georg (Freie Wähler) offiziell ins Amt eingeführt, das er ab Sonntag ausüben wird.

Dass es sich keineswegs um eine alltägliche Sitzung der Gemeindevertretung handelte, dies machte Dieter Boss (CDU), der Vorsitzende, zu Beginn deutlich. „Einen besonderen Anlass" nannte er den Amtswechsel, der an diesem Abend vollzogen wurde. Zugleich deutete er aber auch an, dass der Regisseur des Abends nicht in Vadenrod, sondern in Warschau saß. „Ein wichtiges Fußballspiel" setzte der Veranstaltung einen Zeitrahmen, der dann auch punktgenau zum Anpfiff der EM-Halbfinalübertragung eingehalten wurde.

Dieter Boss war es, der die Würdigung der achtzehnjährigen Amtszeit von Jürgen Adam vornahm und im Namen der Gemeinde den Dank „für all die Jahre des Wirkens" aussprach. Jürgen Adam, sagte Boss, der den Lebenslauf des gebürtigen Idar-Obersteiners skizzierte, der über den Bundesgrenzschutz in den Vogelsberg gekommen und in Hergersdorf heimisch geworden war, sei „24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche" Bürgermeister gewesen. „Urlaub hatte Seltenheitscharakter, Sparsamkeit und Bescheidenheit war sein Markenzeichen", charakterisierte Boss den scheidenden Bürgermeister. Ehrgeiz und ein starker Wille habe Jürgen Adam ausgezeichnet, der sich ab 1977, zuerst als Ortsvorsteher, ab 1981 auch als Gemeindevertreter und seit seiner ersten Wahl zum Bürgermeister 1994 in Schwalmtal kommunalpolitisch engagierte. Die Urkunde, die ihn in den Ruhestand verabschiedete, erhielt Jürgen Adam aus der Hand von Helmut Schmehl, dem Ersten Beigeordneten der Gemeinde, der Adam in den letzten Wochen vertreten hatte, als der scheidende Bürgermeister Resturlaub genommen hatte.

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Schwalmtals Erster Beigeordneter Helmut Schmehl (links) überreichte Jürgen Adam die Urkunde, die ihn in den Ruhestand versetzt

Dass er mit durchaus gemischten Gefühlen Abschied von der „aktiven Gestaltung der Schwalmtaler Kommunalpolitik" nimmt, ließ Jürgen Adam, der im August 65 Jahre wird, bei seinem Dank deutlich werden. Nach 50 Berufsjahren „Abschied von vielen Aufgaben und Verantwortungen" zu nehmen sei „schon eigenartig", beschrieb Adam seine Gefühlslage. „Ich war gerne Bürgermeister", stellte er mit Blick auf seine Amtsjahre fest und zog, „das sei mir zugestanden", ein positives Resümee: „Die Zeit war lang, oft strapaziös und nicht ganz erfolglos". Seinem Nachfolger wünschte Jürgen Adam „eine glückliche Hand", für ihn selbst gelte: „Schwalmtal war mein Leben, ab heute gehört Schwalmtal zu meinem Leben."

Das „rechte Augenmaß für das Machbare" wünschte Dieter Boss dem künftigen Schwalmtaler Rathauschef, als er Timo Georg den Amtseid abnahm. Seine Ernennungsurkunde erhielt der 37-jährige Betriebswirt, der bislang bei der Deutschen Bundesbank tätig und am 11. März mit 56,3 Prozent zum neuen Schwalmtaler Bürgermeister gewählt worden war, aus der Hand von Helmut Schmehl. Aber nicht nur dies. Als sichtbares Zeichen seiner neuen Tätigkeit streifte Schmehl, der bei der Wahl neben Jürgen Steuernagel (SPD) noch Konkurrent von Georg war, dem künftigen „Kapitän der Gemeinde Schwalmtal" zudem eine Kapitänsbinde über.

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links: Aus den Händen von Helmut Schmehl empfing der neue Schwalmtaler Rathauschef Timo Georg anschließend seine Ernennungsurkunde.

rechts: Eingerahmt von Dieter Boss, dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung (links), und Helmut Schmehl: der neue Bürgermeister und sein Vorgänger. Fotos: gk

Den Dank an seine beiden Konkurrenten stellte Timo Georg dann auch an den Beginn seiner Ausführungen. In einem fairen Wahlkampf, „in dem kein Porzellan zerschlagen wurde", sieht Georg „eine gute Basis für eine künftige konstruktive Zusammenarbeit". Dank der vielen Gespräche, die er seit der Wahl vor allem mit Helmut Schmehl und auch Mitarbeitern der Verwaltung habe führen können, sei „das Wasser, in das ich jetzt springe, nicht mehr so tief", gab sich Georg zuversichtlich.

Vom fußballerischen Hintergrund des Abends inspiriert, erhofft sich Georg von den Fraktionen der Gemeindevertretung zu „einem schönes Spiel". Zugleich forderte er sie auf, „grobe Fouls zu unterlassen". Den Ortsbeiräten versprach der neue Bürgermeister „eine gute Zusammenarbeit". An Landrat Manfred Görig, der unter den Gästen saß, richtete er die Bitte, „die Sorgen und Nöte der Vogelsberger hinauszutragen nach Wiesbaden und Berlin". Die Kommunen und der Kreis müssten eng zusammenarbeiten, um die schlechteren Ausgangsbedingungen des ländlichen Raums auszugleichen. Stärken will Georg das bürgerschaftliche Engagement, „um vieles zu erhalten, was sonst nicht zu erhalten wäre". Georgs, in großen Zügen skizzierten Erwartungen und Vorstellungen, gipfelten in der Feststellung: „Schwalmtal hat Potenzial, dieses Potenzial gilt es zu nutzen."

Landrat Manfred Görig nahm bei seinem Grußwort das Zuspiel des neuen Bürgermeisters auf und bot ihm eine gute Zusammenarbeit an. Er übernehme ein „gut bestelltes Haus", Schwalmtal gehöre, auch dank Jürgen Adam zu jenen Vogelsberger Gemeinden, die ihre Zukunftsfähigkeit erhalten hätten. „Kernig, streitbar und gradlinig" habe sich Jürgen Adam stets für die Gemeinde eingesetzt.

Weitere Grußworte sprachen der Mücker Bürgermeister im Namen seiner Vogelsberger Kollegen, Pfarrer Reinhard Helm, Horst Czerny, Karl Georg, der Vorsitzende der DRK-Ortsvereinigung, und Renate Weber, die Vorsitzende des Fördervereins der Diakoniestation.