12. August 2016 - Freiwillige Feuerwehr / Ehren- und Altersabteilung

Quelle: OZ Alsfeld 11.08.2016

Es ging auch ohne Funk und Handy...

FEUERWEHR Beim Grillfest der Ehrenabteilung erinnern sich Helmut Keipp und Heinrich Martin an die alten Zeiten / Der Zusammenhalt war früher größer

keipp martin

Erinnern sich an alte Zeiten: der ehemalige Vorsitzende der Ehren- und Altersabteilung Helmut Keipp (links) und sein Nachfolger Heinrich Martin. Foto: Frank

HERGERSDORF - (nfe). Es ist ein Fest mit Tradition, das Grillfest, das die Ehren- und Altersabteilung der Freiwilligen Feuerwehren Schwalmtal jeden Sommer veranstaltet. Und es ist immer auch ein Treffen, bei dem es um Erinnerungen geht, Erinnerungen an den aktiven Dienst in der Feuerwehr.

Und der sah früher so ganz anders aus als heute, erzählen zwei, die es wissen müssen: Heinrich Martin, der neue Vorsitzende der Altersabteilung, und sein Vorgänger Helmut Keipp.

Diese Grillfeste gibt es mittlerweile seit 1994, sagt Martin. Mit der Ausrichtung wechseln sich die Ortsteilfeuerwehren ab, in diesem Jahr ist die Freiwillige Feuerwehr Hergersdorf an der Reihe, die Senioren mit Gegrilltem sowie mit Kaffee und Kuchen zu bewirten.

Der Ehren- und Altersabteilung geht es hauptsächlich um Geselligkeit, so steht auch jährlich ein Ausflug auf dem Plan. In diesem Jahr ging es an den Edersee, wo die Schwalmtaler einen schönen Tag verbrachten, erinnern sich Martin und Keipp. Überhaupt sind diese Ausflüge immer schnell ausgebucht: „Zwei Tage nach Bekanntmachung zur Anmeldung ist der Bus eigentlich immer schon voll, und wir müssen sogar noch Leute auf die Warteliste nehmen", sagt Martin nicht ohne Stolz.
Außerdem besuchen sich die Senioren zu den runden Geburtstagen. Denn auch dies hat Tradition bei der „kameradschaftlichen Truppe", wie der 86-jährige Keipp die Ehren- und Altersabteilung bezeichnet. Ein weiterer Höhepunkt im Jahreskalender: die Teilnahme am jährlichen Treffen auf Kreisebene. Das fand vor Kurzem in Herbstein statt und Keipp sowie sein Nachfolger zeigen sich stolz darüber, dass von 246 Teilnehmenden allein 26 Teilnehmern aus dem Schwalmtal kamen.

Heinrich Martin wurde im vergangenen Jahr zu Keipps Nachfolger gewählt. Mit 66 Jahren ist er eigentlich noch ziemlich jung für dieses Amt, aber er ist voller Enthusiasmus bei der Sache. „Viele Mitglieder der Abteilung sind ja um einiges älter als ich. Da ist man auch gedanklich manchmal etwas auseinander – aber ich glaube, sie mögen mich", schmunzelt der Rainröder.
Der Vadenröder Keipp kam schon mit 13 Jahren zur Feuerwehr. Bei Einsätzen mitarbeiten durfte er in dem Alter freilich noch nicht, doch er erinnert sich noch gut an seine ersten Übungen an der Saug- und Druckspritze. An der pumpten jeweils drei Mann auf einer Seite. Wurde der Hebel einer Seite heruntergedrückt, saugte die Spritze. Betätigten die Leute an der anderen Seite ihren Hebel, spritzte Wasser. „Ich wurde dann immer in die Luft gehoben, wenn der Hebel an der Gegenseite runtergedrückt wurde", lacht Keipp. Im Zweiten Weltkrieg war das, den aktiven Feuerwehrdienst mussten hauptsächlich die Frauen verrichten: „Die wurden dazu eingeteilt. Sie konnten ja nicht zuschauen, wie etwas abbrennt."

Keipps Nachfolger Martin kam 1966 mit 16 Jahren zur Feuerwehr: „Eine Jugendfeuerwehr gab es ja damals noch nicht." Ab 1968 fingen die Schwalmtaler Feuerwehren an, sich an Wettkämpfen zu beteiligen, und hatten viel Spaß dabei, weiß Heinrich Martin zu berichten.

Natürlich war die technische Ausrüstung damals eine ganz andere als heutzutage. Es gab keine Atemschutzgeräte, ja noch nicht einmal richtige Schutzanzüge. „Wir hatten nur die blaue Hose und eine dicke Jacke", erinnert sich Martin an seine Anfangsjahre. Und die Helme hatten zunächst noch kein Visier. Trotzdem können sich sowohl Keipp als auch Martin nicht daran erinnern, dass jemals ein Schwalmtaler Feuerwehrmann ernsthafte verletzt wurde bei einem Einsatz. „Klar hatte man mal einen schlimmen Hustenanfall, wenn man direkt einen Schwall Rauch abbekam." Die ersten Atemschutzgeräte wurden dann erst Mitte der 70er Jahre angeschafft. Auch Lehrgänge hat es auf dem Land in den 60ern und 70ern noch nicht gegeben, das Wissen wurde einfach von Generation zu Generation weitergegeben.

Das erste Tragkraftspritzenfahrzeug bekam Schwalmtal um 1980 herum, bis dahin standen in den Feuerwehrgerätehäusern Anhänger, ausgestattet mit Schläuchen und einer Motorspritze, erinnerte sich der Vorsitzende der Ehren- und Altersabteilung: „Wenn es dann gebrannt hat, wurde über die Sirene alarmiert. Alle Feuerwehrleute kamen zum Feuerwehrgerätehaus, und der erste Landwirt, der mit seinem Traktor da war, hängte den Anhänger an und fuhr zur Einsatzstelle." Die Aktiven machten sich je nach Einsatzort zu Fuß oder mit Fahrzeugen auf den Weg. Das Löschwasser kam aus Hydranten, Löschteichen oder aus Bächen. Bei Wald- und Feldbränden waren die Wehren auf die Landwirte angewiesen: „Die Bauern haben Güllefässer mit Wasser gebracht." Martin und Keipp erinnern sich, dass es früher öfter gebrannt hat im Wald oder im Feld, da mussten auch schon mal Gräben gezogen werden, damit sich das Feuer nicht ausbreiten konnte. Klar, war die Feuerwehrarbeit mangels entsprechender Ausrüstung und Gerät früher schwieriger, sagt Martin. „Auch die Koordination war nicht einfach, so ganz ohne Handy, und viele Leute hatten ja auch noch kein Telefon." Doch: „Heute schaut man zurück, aber früher waren wir froh, dass wir schon so weit waren."

Etwas wehmütig blicken die beiden Feuerwehrleute auf den Zusammenhalt und die Geselligkeit früherer Zeiten zurück: „Wenn es tagsüber gebrannt hat, etwa auf einem Feld oder im Wald, und man hat den Einsatz ohne Verletzte gut abgeschlossen, dann hat man noch zusammengesessen, gerne auch mit einem kühlen Bierchen, und den Einsatz resümiert." Oft sind dann auch noch Dorfbewohner dazugekommen und brachten die ein oder andere Spende mit. Ohne den heutigen Aktiven zu nahe treten zu wollen, sind sich die beiden alten Hasen sicher, dass der Zusammenhalt früher größer war. „Aber das ist ja nachvollziehbar", erklärt Martin, „heutzutage haben die Leute arbeitsbedingt viel mehr Stress. Noch dazu arbeiten viele weit weg."

Beide Männer sind seit ihrer frühesten Jugend ins Ehrenamt hineingewachsen und über Jahrzehnte treu geblieben. Was bedeutet Ehrenamt für sie? „Dass man seine Mitmenschen würdigt und ehrt", antwortet Keipp nach kurzem Nachdenken, und Martin ergänzt: „Man ist bei einem Notfall froh, wenn jemand da ist und helfen will." Und was hält Martin von der Kritik an der Arbeit von Ehrenamtlichen, die auch in unserer Region in jüngster Zeit scheinbar immer öfter zutage tritt? Er ist sich sicher: „Kritik gab es schon immer", aber besonders durch die Plattform der sozialen Netzwerke im Internet würden sich Neuigkeiten viel schneller verbreiten und auch die Kritik werde öffentlicher, vielleicht auch unreflektierter ausgeübt. „Früher hat niemand erfahren, wenn in China ein Sack Reis umgefallen ist. Heute erfährt man es schon, während er noch fällt", unterstreicht der Vorsitzende der Ehren- und Altersabteilung.

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