8. Mai 2021 - TV Storndorf
100 Jahre TV Storndorf
Quelle: Zeitungsartikel - OZ und Alsfelder Allgemeine
Am 5. Juni 1921 wurde der Turnverein Storndorf ins Leben gerufen. Das war also vor ziemlich genau 100 Jahren. Der Verein kann auf eine stolze Geschichte zurückblicken. In einer kleinen Serie soll diese Geschichte etwas näher beleuchtet werden. Sollten Sie Bilder, Zeitungsberichte oder kleine "Geschichtchen" parat haben, dann schicken Sie diese bitte zur Veröffentlichung an
1971-07-31: KOMMERSABEND zum Vereinsjubiläum "50 Jahre TV Storndorf"
Die Bilder vom Kommersabend zeigen von links nach rechts: Bürgermeister Otto Richtberg (weißes Hemd) gratuliert dem Vorsitzenden, Klein, zum Jubiläum. — Namens des Turngaues überbrachte Willi Müller aus Alsfeld (im hellen Anzug) die Glückwünsche. — Die Mitbegründer des Vereins bekamen eine Ehrenurkunde (siehe unten).
Ein Zeitungsartikel:
Die Idealisten stehen heute fast immer alleine
TV Storndorf feierte 50. Geburtstag - Zahlreiche Ehrungen - Adolf Tausch hielt die Festrede
FESTFOLGE | |
Samstag, den 31. Juli 1971 | |
10.00 Uhr | Schüler-Pokalturnier des Spielkreises Alsfeld-Lauterbach |
15.00 | Uhr TV Storndorf - TV Nordeck |
16.30 Uhr | TV Storndorf Alte Herren - TV Angersbach Alte Herren |
20.00 Uhr | Kommersabend in der Mehrzweckhalle, anschl. Tanz |
Sonntag, den 1. August 1971 | |
8.00 Uhr | Festgottesdienst |
8.30 Uhr | Leichtathletik-Wettkämpfe |
12.45 Uhr | Jugendspiel (Kleinfeld) |
14.00 Uhr | TV Storndorf I. - OFC Kickers Offenbach I. |
15.00 Uhr | Hauptspiel (Bundesliga) SV Kassel-Harleshausen - Turnerschaft Steinheim |
„Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“, das sagte Adolf Tausch anläßlich des Kommersabends des Turnvereins Storndorf zum 50jährigen Vereinsjubiläum, verbunden mit dem 25jährigen Bestehen der Handballabteilung. Zuvor begrüßte Vorsitzender Helmut Klein die Gäste, unter ihnen Landrat Kratz, Bürgermeister Richtberg, Willi Müller (Alsfeld) vom Hessischen Turnerbund, Sportkreisvorsitzender Häublein sowie Kreishandballwart Rühl (Angersbach). Tausch dankte der Gemeinde, daß sie es doch noch ermöglichte, die moderne Umkleidehalle termingerecht fertigzustellen, obwohl es große Schwierigkeiten zu überwinden galt.
Der Sprecher, der dann die Festansprache hielt, erklärte, daß er nicht auf.die Vereinsgeschichte eingehen wolle, die in der Festschrift ja abgedruckt sei. Er stellte vielmehr den Anwesenden die Frage, ob der Verein seine selbstgewählte Aufgabe, die sportliche Betätigung, erfüllt habe. Hierzu müsse man alle Umstände in Frage ziehen. Die Möglichkeiten der sportlichen Betätigung, der Erfolg und die Größe des Vereins müßten analysiert werden. Man habe zwar nicht immer den Meister gemacht, nicht immer Siege errungen; man habe aber Siege errungen, die „auch“ zählen. Die Breitenarbeit sei in dem Turnverein intensiv betrieben worden, und dies sei für einen Verein doch so wichtig.
Der Vereinsrekord, so sagte Tausch weiter, stehe im 100-m-Lauf auf 11,2 Sekunden, das sei zwar keine Spitzenzeit. Es komme aber nicht nur auf Höchstleistungen an, sondern die körperliche Betätigung und die Erziehung zur sportlichen Fairneß sei ebenso wichtig. Die Jugendarbeit sei immer vorangetrieben worden, besonders durch die älteren Mitglieder. Ein Wertfaktor des Sports sei die körperliche Bewegung und die Erziehung zum sportlichen Geist und zur Fairneß.
Tausch ging dann auf die Zukunft ein und sagte, daß die Voraussetzungen für den Verein noch nie so gut gewesen seien. Man habe eine große Mitgliederzahl, verfüge über einen ausgezeichneten Sportplatz mit Umkleideräumen, habe viele Geräte und auch die Finanzlage sei durchaus zufriedenstellend. Vier Mannschaften nehmen derzeit an den Handballspielen teil.
Was oft fehle sei der Einsatz für eine gute Sache. Nach dem Lohn dürfe nicht gefragt werden. In dieser Hinsicht könnte man sicher von den Vorfahren lernen. Heute sei man viel beweglicher, und man habe es viel leichter als damals. Es seien immer die gleichen Idealisten, die sich für den Verein aufopferten. Das Zugpferd sei die Handballabteilung, aber auch die Leichtathletik und das Turnen müßten in dem Verein wieder Fuß fassen. Tausch kündigte zum Schluß das erste Bundesligaspiel im großen Umkreis an, bei dem sicherlich die Eintrittsgelder nicht zur Bestechung verwendet werden.
Bürgermeister Otto Richtberg ging in seiner Rede auf die schwere Zeit in 1921 ein. Trotzdem seien große und schöne Turnfeste gefeiert worden. Man habe damals unter persönlichem Einsatz viel für den Verein getan. Die Jugendarbeit sei vorwiegend von den Lehrern geleistet worden, und Storndorf habe hier viel erreicht.
Richtberg erinnerte an die Schwierigkeiten bei dem Sportplatzbau, der im gemeinsamen Aufbau errichtet wurde. Er erinnerte sich gerne zurück an das gemeinsame Wirken. Die Gemeinde, so sagte der Bürgermeister weiter, habe eine Viertelmillion Mark investiert, hinzu kämen noch die Mittel des Landes und des Kreises. Der Bürgermeister gab seiner Freude Ausdruck darüber, daß diese Einrichtungen gerade an der „Schwelle der Strukturveränderungen“ realisiert werden konnten.
Er sei gerne wieder einmal nach Storndorf gekommen, in eine Gemeinde, von der er wisse, daß sie Probleme mit großer Tatkraft und Energie - löse, sagte Landrat Georg Kratz. Turnvater Jahn habe sich damals die Aufgabe gestellt, neben dem Körper auch den Geist gesundzuerhalten, und das wolle der Sport schlechthin. „Trotz aller Klippen, die es zu überwinden galt“, so sagte der Landrat, „haben sich immer wieder Menschen gefunden, die das Vereinsschiff flott machten“. Die Handballabteilung habe den Ruf der Gemeinde und des Kreises weit hinausgetragen, auch.dafür gebühre Dank. Er gehe Woche für Woche hinaus, um die Arbeit der Männer und Frauen anzuerkennen, die sich gerade für das Vereinsleben einsetzten, denn hier liege der Kern der guten Gemeinschaft in der Gemeinde. Hier werde der Bürgersinn geprägt. Aber was sei der Spitzensport ohne die Breitenarbeit in den Vereinen? Nicht nur der Sieg sei entscheidend, sondern auch die Teilnahme. Kratz übergab dem Vorsitzenden, Klein, einen Wappenteller und einen Handbal
Für den Turngau Mittelhessen und den Landesturnbund überbrachte Willi Müller (Alsfeld) die Grüße. Leider sei das Turnen etwas in den Hintergrund geraten, er hoffe aber, daß es wieder lebendig werde.
Sportkreisvorsitzender Häublein, der Grüße des Landessportbundes überbrachte, erinnerte daran, daß man Wiesen gepachtet habe, um.hierauf Sport treiben zu können. Sein besonderer Wunsch ging an die Jugend, die mit in die Verantwortung genommen werden solle.
Der Hessische Handballverband war durch Kreishandballfachwart Rühl (Angersbach) vertreten, der die Erfolge in Feld und Halle der Handballabteilung herausstellte. 1962 sei man als Kreismeister in die Bezirksklasse Fulda aufgestiegen, in der man sich noch heute befinde. Paradepferd sei allerdings die Schülermannschaft, die in den letzten zehn Jahren siebenmal Meister wurde. Kampfgeist und Freude am Spiel hätten sie zu diesen Erfolgen getrieben.
Anläßlich des Kommersabends wurden verdiente Mitglieder geehrt: Die Mitbegründer Johann Weitzel, Friedrich Schmidt, Albert Schmidt, Heinrich Martin Stehr und Karl Ubrig wurden mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Für 40jährige Mitgliedschaft erhielten Georg Heinrich Linn und Ludwig Reul die Ehrennadel in Gold und wurden Ehrenmitglieder. „Die bronzene Ehrennadel für 15jährige Mitgliedschaft bekamen folgende Mitglieder: Gerda Eckstein, Hermann Richtberg, Hugo Müller und Bürgermeister Otto Richtberg.