16. April 2011 - Ev. Kirchengemeinde

Quelle: OZ, Alsfeld

Ein musikalischer 24-Stunden-Tag

Konzert mit dem Münchner Blechbläser-Quintett „Harmonic Brass“ in der Evangelischen Kirche Storndorf - Bildergalerie

(lb). Auf den großen Konzertbühnen der Welt sind sie genauso zuhause wie in kleinen behaglichen Kirchen. Harmonic Brass, das Münchner Blechbläserquintett, das mit musikalischer Virtuosität und tiefem künstlerischen Ausdruck seinem Publikum musikalische Hochgenüsse kredenzt.

Am Donnerstagabend begeisterten die Musiker mit schwarzem Schwalbenschwanz und weißer Fliege ihr Publikum in der Storndorfer Kirche, wo sie bereits zum vierten Mal für besonders volle Kirchenbänke sorgten. In ihrem „persönlichsten“ Programm aller Zeiten, „one day of music“ komprimierte das Quintett einen musikalischen Vierundzwanzig-Stunden-Tag in ein Zweieinhalb-Stunden-Konzert.

Vor der Kirche stimmte eine Trompete die ersten Töne der „Morgenstimmung“ aus der Peer-Gynt-Suite an, weiter musizierend schritten sie langsam in die Kirche ein, Hans Zellner und Gergely Lukács an der Trompete, gefolgt von Andreas Binder mit dem Horn, Thomas Lux mit Posaune und Manfred Häberlein an der Tuba. Damit konnte die Sonne um 6.28 Uhr aufgehen, wie Hornist Andreas Binder an der mitgebrachten „Spezialuhr“ einstellte. In seinen charmant spritzigen Ausführungen versprach er „hörbare musikalische Essenzen eines Tages“.

Zum ersten Kaffee und „Wach werden“ spielten die Bläser Johann Sebastian Bachs „Concerto D-Dur“, erster Satz, bei dem besonders die Trompeten durch ihr brillantes Spiel des fanfarenhaften Motives überzeugten. Als zweiten Wachmacher um 8.30 Uhr zitierte Binder Eugen Roths Gedicht „Der Kenner“: „Ein Mensch sitzt stolz, programmbewehrt, in einem besseren Konzert“. Um auch die Letzten aus dem Bett zu schütteln, servierten die Musiker dazu die feurig-furiose „Toccata und Fuge d-moll“, ebenfalls von Johann Sebastian Bach, wobei der Beginn des Stückes den Klangraum bis ins tiefste Register erfordert - eine Meisterleistung an Virtuosität.

Gegen 10 Uhr gönnten die Bläser dem Publikum eine musikalische Verschnaufpause: Georg Friedrich Händels „Ombra mai fu“ aus der Oper Xerxes, „bei der sich alle mit Xerxes unter den Apfelbaum legen können“, wie Binder es bildhaft beschrieb. Mit so zartschmelzendem Spiel brachte das Quintett dieses Werk zu Gehör, dass es schon „gänsehautverdächtig“ wurde. Im Anschluss daran pries der Hornist „Musik zum Fliegen“ an und die fünf Bläser spielten das „Adiemus“ von Karl Jenkin traumhaft schön, sanft und harmonisch überzeugend. Zugleich schlossen sie „one day of music“ an, eine Komposition von Andreas Binder, mit den Untertiteln den „Wecker weiterdrücken“ sowie „von jemandem schwärmen“ und später „tanzen gehen“. Darin wechselten sich viele Motive ab, vom weichen ruhigen zum „heißen Samba Rhythmus“, so dass „still sitzen“ beinahe zur Herausforderung wurde, denn auch die Bläser zeigten Bein und ihre choreographischen Fähigkeiten.

Bevor gegen 12 Uhr das Mittagessen mit „Rossini“ serviert wurde, gab es die ersten Nachrichten in der „Tagesschau“. Eingeleitet mit der Originalmelodie, verlas Hornist Binder aktuelle News seiner Kollegen und von sich. Bei der dramatisch dargebotenen Ouvertüre aus der Oper „Wilhelm Tell“ von Rossini zeigten die Bläser abermals ihr Können. Sie ersetzten ein ganzes Orchester. Läufe, Dynamik, Tempi - die breite Palette der Musiklehre war für die Virtuosen kein Problem. Nach einer kurzen Pause zog das Quintett mit Georg Friedrich Händels „Königin von Saba“ als „Nachtisch“ ein, gespielt in einem „Wahnsinns“-Tempo, bemerkten huldigend anwesende Bläser aus dem Publikum.

Mittlerweile waren die Musiker zwischen 14 und 16 Uhr angekommen, Zeit für die Oma, mit „selbst gebackenem Gugelhupf für die Kinder“ und „Eierlikör für die Erwachsenen“, wie Andreas Binder vorschwärmte. Dazu „Mouse and Friends“ - die schönsten Kinderlieder als musikalisches Rätsel, was kleine und große Kinderherzen höher schlagen ließ. Dabei spielten das Quintett ein Medley aus den bekanntesten Kinderliedern, kombiniert mit Witz und pantomimischem Talent.

Mit weiteren Meldungen der „Tagesschau“ über Hornist Andreas Binder drehte Harmonic Brass die Uhr weiter und es wurde Zeit für „Root Beer Rag“ von Billy Joel. Schnell, beschwingt entlockten die Bläser ihren Instrumenten flotte Töne und präsentierten ein meisterliches Arrangement, das selbst in geduckter Haltung nicht an Reinlichkeit der Töne verlor.

Damit war der frühe Abend eingeläutet, 18 Uhr, und „ein Gang in die Kulturmetropole Storndorf“ unumgänglich. Drei Filme im „Storndorfer Kino“ standen auf dem Programm, wie Binder schmunzelnd dem Publikum verkündete. „A Tribute to John Williams“, begonnen mit den eindrucksvollen majestätischen „Olympischen Fanfaren von Los Angeles“. Anschließend zogen die Bläser mit den Dinosauriern vom „Jurassic Park“ das Publikum in ihren Bann. Zur Steigerung des Nervenkitzels durfte man „Indiana Jones“ bei seinen Abenteuern um die Welt begleiten und schließlich begegnete man noch „Superman“. Auch in diesem Part bestachen die Bläser mit musikalischer Präzision und Reinheit.

„Nach so viel Spannung im Kino muss natürlich noch über die Filme gesprochen und danach das „Tanzbein geschwungen werden“, betonte Binder gegen mittlerweile 21.30 Uhr. Michael Jackson wäre erblasst, wenn er das „Black and White“ von Harmonic Brass vernommen hätte. Mit angedeutetem legendärem „Moonwalk“ und „Super Bühnenshow“ präsentierten die Musiker eine wahrlich überzeugende Variante des Popsongs.

Endlich „im Schuppen gelandet“, so Binder, durfte kräftig das Tanzbein geschwungen werden. Dazu die passende Musik: „A Tribute to Frank Sinatra“, begonnen mit „New York, New York“, bei dem Thomas Lux mit seiner Posaune ein apartes Tänzchen wagte und den „Tanzboden“ entlang glitt. Tuchfühlung konnte man beim nächsten Lied einnehmen und nicht mehr los lassen. „Strangers in the night“, brilliert von Trompeter Gergely Lukács. Im weiteren Duett mit Hornist Binder gestanden sich beide, nach zaghaften Annäherungsversuchen, ihre Liebe mit „Somethin` stupid“. Zur Abrundung dieses Tributes durfte natürlich nicht „I did it my way“ fehlen, und damit durften alle ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

Das Ensemble begeisterte mit seiner Virtuosität und Präzision in allen Musikvarianten und wurde für seine Leistung vom Publikum mit Standing Ovations belohnt. Als Zugabe gab es nochmals „Tagesschau“-News über den Tubisten Manfred Häberlein, der anschließend im „Karneval von Venedig“ und in minutenlangen, federleichten melodischen Variationen von „Mein Hut der hat drei Ecken“ seine einzigartige Fingerfertigkeit bewies. Pfarrer Reinhard Helm bedankte sich bei den Musikern mit einem herzhaften Präsent, bevor schließlich die Uhr „Fünf vor Zwölf“ anzeigte und Harmonic Brass sich mit ABBA`s „Thank you for the music“ vom Publikum in Storndorf verabschiedete.

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