07. April 2012 - Politische Gremien

Quelle: OZ Alsfeld

„Es war immer auch ein Kampf um die Finanzen"

Schwalmtals Bürgermeister Jürgen Adam zieht im OZ-Gespräch Bilanz nach 18 Jahren als Rathauschef und nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst

(sgs). Er dürfte wohl der einzige Bürgermeister in Hessen sein, der ohne PC auskommt, stattdessen finden sich auf seinem Schreibtisch - säuberlich und akkurat angeordnet - kleine Zettel mit handschriftlichen Notizen.

Dieser Minimalismus wundert kaum, ist er doch längst zu einer Art Markenzeichen geworden: Bürgermeister Jürgen Adam ist ein Mann der kurzen und knappen Antworten, keiner, der lange um den heißen Brei herumredet - und so fällt seine berufliche Bilanz eben auch nüchtern und sachlich aus, selbst vor dem Hintergrund eines ganz seltenen Jubiläums: Jürgen Adam ist seit einem halben Jahrhundert im öffentlichen Dienst beschäftigt.

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Kennen sich aus alten BGS-Zeiten: Landrat Rudolf Marx und Bürgermeister Jürgen Adam waren beide in Alsfeld stationiert, ehe sie hauptberuflich in die Politik einstiegen. An diese gemeinsame Zeit erinnerten sich beide jetzt auch bei einer kleinen Feierstunde im Lauterbacher Kreishaus, bei der der Landrat eine Urkunde zum 50-jährigen Dienstjubiläum übergab.

Beruflicher Werdegang

Kurz und knapp, wie es nun einmal seine Art ist, lässt der 64-Jährige im Gespräch mit der Oberhessischen Zeitung, die Stationen seines beruflichen Werdegangs Revue passieren, der in Idar-Oberstein begann, wo Adam zunächst eine Ausbildung bei der AOK absolvierte und dort noch kurze Zeit als Angestellter beschäftigt war. „Dann hat der Bund gerufen", erinnert sich der Bürgermeister, der sich damals entschloss, zum Bundesgrenzschutz zu gehen und so im Januar 1968 nach Alsfeld kam. Bis 1994 blieb er beim BGS, absolvierte in der Zeit eine „Fülle von Lehrgängen", arbeitete zeitweise als Ausbilder und war im Fachbereich „Information und Kommunikation" tätig.

Ende der 70er Jahre, mittlerweile in Hergersdorf verheiratet, begann Adams politische Laufbahn. „Auf Anhieb" wurde der Sozialdemokrat zum Ortsvorsteher von Hergersdorf gewählt und hatte dieses Amt 16 Jahre inne. Dann rückte er in den Gemeindevorstand auf, wurde Erster Beigeordneter und musste bereits ein Jahr später die Geschicke der Gemeinde leiten, nachdem Bürgermeister Karl-Josef Schwiddessen nach Petersberg gegangen war. Vor genau 18 Jahren bezog Adam sein Dienstzimmer in der Verwaltung, zunächst als Erster Beigeordneter, ab 1. Juli 1994 dann als hauptamtlicher Bürgermeister. Mittlerweile sind seine letzten Tage im Amt angebrochen, offiziell endet seine Dienstzeit zum 30. Juni, aber erstmals wird Jürgen Adam seinen kompletten Resturlaub in Anspruch nehmen, sodass der 24. April sein letzter Arbeitstag sein wird.

Alle Ortsteile sind an Kläranlage angeschlossen

Seine Bilanz nach 18 Jahren fällt - wen wundert´s - schnörkellos aus: „Ich bin stolz darauf, dass alle in der Gemeinde an eine Kläranlage angeschlossen sind. Wir haben den Faktor 100 Prozent." Im Gespräch wird deutlich, dass die Abwasserentsorgung eine ganz wesentliche Rolle in seiner Dienstzeit gespielt hat. „Die Anlage in Hopfgarten und der Sammlerbau - das waren die wesentlichen Investitionen", sagt Adam. Millionen wurden in der Erde verbaut. Indes: Das Thema beschäftigt ihn bis heute, über die Vakuumanlage Rainrod wird in fast jeder Gemeindevertretersitzung diskutiert. „Die Anlage arbeitet 100-prozentig", stellt er unmissverständlich klar. Störungen gebe es lediglich durch die Fremdwasser-Einleitung.

Heute schlechtere finanzielle Rahmenbedingungen

„Es war nicht immer leicht, es war immer auch ein Kampf um die Finanzen", sagt der Bürgermeister im Rückblick. Allerdings konnte er in seinen Anfangsjahren noch mehr gestalten, da war „noch Geld da", die Gemeinde konnte sich neben all ihren Investitionen im Abwasser- und Frischwasserbereich, im Straßenbau oder dem Ausbau der Kindergärten noch das ein oder andere Projekt zusätzlich leisten. Adam erinnert in diesem Zusammenhang beispielsweise an den Anbau ans Dorfgemeinschaftshaus in Vadenrod, an die Dorferneuerung oder die Ausweisung von Baugebieten.

Heute sind die finanziellen Rahmenbedingungen weitaus schlechter geworden, machen die Arbeit eines Bürgermeisters nicht leichter. Hinzu kommt im Schwalmtal, dass „vieles nicht entschieden wurde", ärgert sich Jürgen Adam. „Wir haben einen Entscheidungsstau, das ist das, was mich ein bisschen enttäuscht." Als Beispiel nennt der Sozialdemokrat die gesplittete Abwassergebühr: Schon vor sieben Jahren habe er erstmals darauf aufmerksam gemacht, die Entscheidung sei immer wieder vertagt worden „und jetzt müssen wir unter Zeitdruck handeln", bedauert er.

Spannende Themen

„Es sind ganz spannende Themen, die auf meinen Nachfolger zukommen", meint der scheidende Bürgermeister, den zwar einige dieser Herausforderungen noch reizen würden, der aber auch bekennt: „Unter der Konstellation, die wir jetzt haben im Schwalmtal, fällt mir der Abschied leichter."

Übrigens: Als die Schwalmtaler Verwaltung vor einiger Zeit mit neuen PCs ausgerüstet wurde, verzichtete Jürgen Adam auf einen eigenen Computer, stattdessen konnte der Arbeitsplatz einer Mitarbeiterin aufgerüstet werden.

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Zum 50-jährigen Dienstjubiläum gratulierten die Mitarbeiter der Verwaltung und Erster Beigeordneter Helmut Schmehl, der dem Bürgermeister eine Urkunde übergab.

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