05. April 2014 - Gemeinde Schwalmtal

„Reisewilliger" Uhu kippt Windkraft

REGIONALPLAN Bürgermeister Georg: Vorkommen des Vogels falsch kartiert / Vier Anlagen können nicht gebaut werden

Karte

FALSCH KARTIERT Eigentlich lebt der Uhu am "Rauhen Berg" (linkes Kreuz) im rosa gekennzeichneten Bereich und damit weit genug entfernt vom geplanten Windpark (rote Fläche). Im neuen Regionalplan aber wurde der Uhu am "Winkel" (rechtes Kreuz) eingezeichnet. Wird von dort ein Radius von 1000 Meter Mindestabstand zugrunde gelegt, können vier von fünf Windkraftanlagen nicht gebaut werden. Karte: privat

SCHWALMTAL - Ein angeblich in den „Winkel" umgezogener Uhu kann die Windkraft am Bastwald blockieren: Das Vorkommen des Eulenvogels im Steinbruch zwischen Brauerschwend und Rainrod nämlich wurde falsch kartiert – mit erheblichen Folgen: Vier von fünf geplanten Windkraftanlagen auf Gemeinde-Gebiet können dann nicht gebaut werden, der Gemeinde gehen bis zu 140 000 Euro im Jahr an Einnahmen verloren, ärgert sich Bürgermeister Timo Georg.

Doch der Reihe nach: Das Gelände am Bastwald wurde in der Regionalplanung als Windvorrangfläche ausgewiesen. Und weil die Gemeinde dort eigene Flächen hat, wurde überlegt, sie entsprechend zu nutzen. Denn: „Eine Windkraftanlage, die auf einer Gemeindefläche steht, kommt jedem einzelnen Bürger zugute", erklärt der Bürgermeister, schließlich fließt Geld in die Gemeindekasse. Primär, sagt Georg gegenüber der OZ, sind das Pachteinnahmen, die ab dem ersten Jahr fällig werden, Gewerbesteuer muss erst nach einigen Jahren gezahlt werden, wenn die Anlagen abgeschrieben sind.

Mit dem Bau oder dem Betrieb der geplanten fünf Windkraftanlagen am Bastwald hätte die Gemeinde nichts zu tun, das übernimmt Hessen Energie, eine Tochter der OVAG. Die wurde bereits beauftragt, den Bereich planerisch zu entwickeln für einen Windpark auf gemeindlichen und privaten Flächen. Vorgesehen sind bislang zehn Anlagen, fünf davon auf Gemeinde-Grundstücken.

Vier davon sind nun in Gefahr – wegen des Uhus im Steinbruch. Der Vogel kam einst im „Winkel", dem älteren Teil des Steinbruchs, vor. „Seit einigen Jahren ist er nicht mehr da und das ist auch belegt", macht Georg deutlich. Vielmehr habe der Uhu seinen Horst am „Rauhen Berg", weiter westlich im Steinbruch – und damit weit genug, nämlich 1000 Meter, entfernt von den geplanten Windkraftanlagen.

Jetzt allerdings ist der Uhu angeblich erneut „umgezogen": In einer neuen Fassung des Regionalplans ist das Tier wieder im „Winkel" eingezeichnet und damit viel zu dicht an den geplanten Windkraftanlagen, vier von ihnen könnten dann nicht mehr gebaut werden. „Hier ist offensichtlich ein Fehler gemacht worden", formuliert Georg vorsichtig, weist aber zugleich auf die fatalen Folgen dieser falschen Kartierung hin: 200 000 Euro würde die Gemeinde pro Jahr durch die geplanten fünf Windkraftanlagen einnehmen. „Diese Einnahmen brauchen wir", macht er deutlich und ergänzt: Die Grundsteuer in Schwalmtal liegt bei 240 Prozent „und das soll so lange wie möglich so bleiben".

Georg rechnet hoch: „Wenn wir 20 Jahre dieses Geld bekämen, könnten wir unser gesamtes Wasserleitungsnetz sanieren." Wenn die Gemeinde die Einnahmen nicht hat, muss das Leitungsnetz allerdings trotzdem saniert werden und „wir müssen uns selbst helfen, wenn wir den Haushalt nicht mehr ausgleichen könnten", schildert der Bürgermeister. Das müssten wiederum die Bürger ausbaden, denn bei einem nicht ausgeglichenen Haushalt müssten die Hebesätze erhöht werden. Wasser, Abwasser und andere Gebühren würden teurer.

Um das zu verhindern, haben die Schwalmtaler Kontakt zu Vertretern der Regionalversammlung aufgenommen und auf das Uhu-Dilemma hingewiesen: „Wir hoffen nun, dass die Regionalplanung einsichtig ist und der Uhu dort kartiert wird, wo er sich tatsächlich befindet", sagt Georg. „Wir müssen darauf vertrauen, dass die falsche Kartierung zurückgenommen wird."

Das müsste in den nächsten Wochen geschehen, denn mit der zweiten Offenlegung des Regionalplans rechnet Georg nach der Sommerpause. Wenn in dieser Variante der Uhu noch immer falsch kartiert ist, „wird es ganz schwer", weiß der Schwalmtaler Bürgermeister.