12: August 2013 - Dorfgeschehen

Quelle: OZ Alsfeld

Storndorfer sind ein besonderes Völkchen

JUBILÄUM Gelungener Dorfabend mit Buchpräsentation / Bürgermeister Georg blickt in Kristallkugel: Zur 800-Jahr-Feier steht das Dorf gut da

Die Autoren Bernd Georg (links) und Lothar Dymianiw (Mitte) präsentieren mit Ingo Pliska, dem Vorsitzenden des Kulturvereins, das neue Buch „Storndorf – Ein Blick in die Vergangenheit". Foto: lb

(lb). Eine Reise in die Vergangenheit konnten die Besucher beim kurzweiligen Dorfabend unternehmen, zu dem der Kulturverein Storndorf im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 775-jährigen Bestehen eingeladen hatte. Neben einem abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm stellten Bernd Georg und Lothar Dymianiw ihr frisch gedrucktes Buch „Storndorf – Ein Blick in die Vergangenheit" vor und gewährten ebenso Einblick in die dazugehörige Fotoausstellung. Rund 250 Storndorfer riskierten im Dorfgemeinschaftshaus den Blick zurück, während Schwalmtals Bürgermeister Timo Georg in die „Kristallkugel" schaute auf das Leben in Storndorf in 25 Jahren.

„Die Storndorfer sind schon ein besonderes Völkchen", kristallisierte sich während der Abendveranstaltung deutlich heraus. Die Chronisten starteten im Jahre der ersten urkundlichen Erwähnung, anno 1238. Man hörte von den ersten „Blaublütigen" im Schwalmtal und einer Abbitte zur „Sündenvergebung", vom „Storndorfer Ober- und Unterstamm" und vom jahrhundertelang andauernden „Rechtsstreit" zwischen Storndorf und dem Riedesel´schen Adelsgeschlecht um das Junkerland Hetzelhausen, das „Ausland von Storndorf mit Zollstelle", erklärte Dymianiw im Dialog.

Die Autoren legten in ihrer Aufarbeitung der Historie den Fokus auf das 19. Jahrhundert. „Storndorf war zur damaligen Zeit das ärmste Dorf im Vogelsberg mit größter sozialer Not", beschrieb Georg. Gründe waren allgemeine Hungersjahre, Agrarkrisen sowie ungünstige Besitzstrukturen reicher „Nicht-Einheimischer" und Spekulanten, die all ihre Güter vor Ort zu Geld machten. Erst durch die Zerschlagung dieses „Oberen Gutes" und durch einen geschäftstüchtigen jüdischen Viehhändler gelang der „Aufschwung" in eine neue Ära und es entwickelte sich der „Gedanke der Gemeinschaft".

Da es bereits zwei Bildbände zur Historie von Storndorf gibt, wandten sich Georg und Dymianiw in der Fülle ihrer Recherchen und Materialien den Nachkriegsjahren zu und stellten mit etwa 450 Bildern auf knapp 280 Seiten ein Werk zusammen, das unzählige Lebensgeschichten beschreibt: So findet sich beispielsweise eine echte Storndorfer „Powerfrau" aus dem Jahr 1949 auf einem Motorrad wieder – mit dem Hund als Sozius. Der Betrachter kann ebenso in der „Storndorfer Badeanstalt" landen oder etwas über einen „Wäschemangel" vor Ort erfahren.

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"Powerfrau" Derkatsch, Ärztin  *** Im Sanitärbereich: Helmut Bohn und Jutta Willert

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Ein Blick in die Gemeinschafts-Wäscherei. Links: Herr Wenzl an einer Wäscheschleuder, rechts Frau Wenzl beim Mangeln.

„Das Buch und die Ausstellung sind für unsere Nachkommen zum Erhalt der Storndorfer Geschichte wie auch zur Motivation gedacht, den Zusammenhalt im Ort zu fördern", unterstrich Dymianiw. „Als Lohn für eine immense Arbeit zur Erstellung des neuen Storndorfer Bildbandes", übergab Bürgermeister Timo Georg dem Kulturverein einen Scheck in Höhe von 1000 Euro.

„Was macht Storndorf aus und hält mich hier", fragte sich Ingo Pliska, der Vorsitzende des Kulturvereins und Festausschusses, in seiner Ansprache und hatte recht überzeugende Argumente parat: „Da ist die Stille, die manchmal nur durch einen Spatz gestört wird. Der Duft der freien Natur, die Landschaft, die vorhandene Infrastruktur und der Nachbar von nebenan." Die Besucher sahen dies genauso und spendeten lang anhaltenden Beifall.

Ortsvorsteher Dieter Boss vertiefte den Sprung in die Gegenwart, nannte positive Aspekte in Folge der Dorferneuerung und sprach vom einzigartigen „Storndorfer Charme". „Hier bin ich geboren und aufgewachsen, nach einem Blick in die große Welt zurückgekehrt und möchte nur hier leben", sagte er und übergab Pliska ein handgeschnitztes Wappen des Schwalmtaler Ortsteils.

Bürgermeister Georg wagte mit einem humorvoll gespickten Grußwort den Ausblick in die Zukunft – genau genommen ins Jahr 2038 zur „800-Jahr-Feier von Storndorf" und gleichzeitigen Rückschau auf 2013. „Sehr negativ waren damals die Prognosen, was die Zukunft der Dörfer angeht. Groß waren die Sorgen über das Fortbestehen", führte er an und nannte den allgemeinem Bevölkerungsverlust, den demographischen Wandel, sinkende Einnahmen und steigende Kosten. „Im Rückblick betrachtet war das wirklich gut, denn damals wurden wir wach gerüttelt. Auch die Politik in Land und Bund wurde mit der Nase auf die Probleme der Dörfer gestoßen. Langsam haben die in Wiesbaden und Berlin damals verstanden, dass es nicht nur Ballungsräume gibt, sondern dass auch das Leben auf dem Lande attraktiv gestaltet werden muss", so Georg, der sich schließlich freuen konnte, dass das Dorfleben auch weiterhin aktiv gestaltet wurde.

Er sprach vom superschnellen Internet in Storndorf, von Fördermitteln für „marode Bruchbuden", von Nachbarschaftshilfe, dem „Schwätzchen beim Einkaufen im Dorfladen". Und von der durchschlagenden Wirkung der „Massa-Maschine", einer weiteren Erfindung des Storndorfers Jürgen Stehr so etwa um 2018. „Diese Maschine macht jeden Tag zehn neue Erfindungen. Seitdem geht es richtig vorwärts und es gibt in Storndorf sogar eine Außenstelle des Patentamtes", fantasierte der Bürgermeister und listete schmunzelnd ein „Massa-Maschine-Highlight" nach dem anderen auf: Windkraft, Photovoltaik und Biogas, Abwasserprobleme und Ärzteversorgung wurden im Nu gelöst und selbst die Klärgrube sollte mit einer kleinen Pille eine Wandlung zur Mineralwasserquelle erfahren. „Die Moral von der Geschicht: Lasst uns aktiv sein für unser Dorf, denn ohne geht es nicht", kam Georg auf den Boden der Realität zurück und wünschte sich Gemeinschaftssinn und tatkräftigen Zusammenhalt.

Lebendigen Aktionismus bewies zudem die lokale Theatergruppe in ihrem amüsanten „Storndorfer Heustadl-Geflüster". Die Bläser vom evangelischen Posaunenchor „Storndorf/Ober-Breidenbach" sowie die „Storndorfer Schützen" umrahmten den Abend musikalisch, durch den Alfred Päbler in der Rolle des Conférenciers führte.

Viel zu lachen gab es beim Storndorfer „Heustadl-Geflüster".

Die Bläser vom evangelischen Posaunenchor „Storndorf/Ober-Breidenbach" sowie die „Storndorfer Schützen" umrahmten den Abend musikalisch, durch den Alfred Päbler in der Rolle des Conférenciers führte.

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