30. September 2016 - Dorfgeschehen

Fast verschwunden...

Es gibt Dinge, die vor Jahren noch ganz selbstverständlich zum Alltag dazu gehörten. Doch nach und nach verschwinden sie und manch einer kennt sie schon gar nicht mehr. In regelmäßigen Abständen werden wir diese Dinge aufspüren und aus ihren Verstecken holen...

Das Zangenwaffeleisen

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Dieses Zangenwaffeleisen aus dem Jahr 1719 wurde früher zu besonderen Anlässen zum Backen von dünnen Hartwaffeln über dem offenen Herdfeuer verwendet.

Die Inschrift lautet "ANNO 1719 / DEM HERN DANCKED". Ihren Ursprung haben die Waffeleisen in den Klosterküchen. Dort wurden aus Weizenmehl und Wasser Hostien mit sogenannten Hostieneisen gebacken. Ungefähr zeitgleich tauchten die Eisen auch in den weltlichen Küchen auf. Hier wurde der Teig meist mit Eiern, Gewürzen und Honig/Zucker verfeinert. Dünne Hartwaffeln waren einfacher zu backen und waren länger haltbar als weiche, lockere Waffeln. Durch die Naturhefe, die zur Lockerung notwendig war, war das garantierte Gelingen der weichen Waffeln wesentlich schwieriger.

Die ersten Zangenwaffeleisen lassen sich im 7. bis 10. Jahrhundert in Frankreich und Skandinavien nachweisen. Bei uns gibt es erste Belege für diese Eisen im 14. Jahrhundert in Süddeutschland.

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Die Eisen waren oftmals reich verziert. Hier ein traditionelles Muster aus Skandinavien

Die Zangenwaffeleisen wurden häufig als Brautgeschenk überreicht. Da das Backen recht aufwendig und meist auch Schwerstarbeit war (Es gibt Eisen, die über 6 kg wiegen!), wurde nur zu besonderen Anlässen, wie kirchlichen Festtagen, Hochzeiten oder Neujahr gebacken. In Gegenden wie Westfalen und Norddeutschland werden auch heute noch diese traditionellen Waffeln zu Silvester gebacken. Zum Einsatz kommt allerdings ein elektrisches Hörncheneisen. Diese sogenannten Neujahrskuchen oder Neujährchen werden an Freunde und Bekannte verschenkt und sollen Glück für das neue Jahr bringen. Der Teig ist eher dünnflüssig und die Waffeln werden direkt nach dem Backen zu Röllchen oder Tüten geformt. Nach dem Auskühlen werden sie fest und man kann sie mit Sahne, Kirschen oder anderen Leckereien füllen.

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Das Zangenwaffeleisen von 1719 ist 84 cm lang, die Backflächen haben einen Durchmesser von 17 cm und das Gewicht beträgt 4,4 kg.

Hat von euch auch noch jemand solch ein altes Eisen zu Hause? Schreibt mir oder schickt ein Bild, ich würde mich freuen!

Für alle Waffelfans, die Lust haben Waffeln über dem offenen Feuer zu Backen, hier ein Link zu der heutigen Variante des Zangenwaffeleisens. Da das Grillen im Freien voll im Trend liegt, werden auch heute wieder ähnliche Eisen angeboten. Also, eben nur "fast verschwunden"...

Fotos: Stephanie Merschrod

Quelle: Wunderbare Waffeln, Kulturgeschichte eines Gebäcks aus dem Waffeleisen - Elllen N. Henkel.

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