30. August 2014 - Bürgermeister Schwalmtal

Quelle: OZ Alsfeld

Gleich dreimal „Land unter"

HOCHWASSERSCHUTZ Schwalmtals Bürgermeister Timo Georg stellt Maßnahmen im OZ-Gespräch vor

SCHWALMTAL - Mit diesen Mengen war beim besten Willen nicht zu rechnen: 100 Liter Regen fielen in nur zwei Stunden auf den Quadratmeter – das konnte der Boden nicht aufnehmen, die Bäche nicht, die Kanäle nicht. Die Folge: Das „Jahrhundert-Hochwasser" überschwemmte Straßen und flutete Keller – so geschehen am 11. Juli in Hopfgarten und Vadenrod. In Schwalmtal war das bereits das dritte Hochwasser binnen eines Jahres, kein Wunder also, dass der Schutz vor Überflutungen ganz oben steht auf der Agenda, wie Bürgermeister Timo Georg im Gespräch mit der Oberhessischen Zeitung betont.

Über Jahrzehnte blieb Schwalmtal verschont von Hochwasser und Überschwemmungen. „Jetzt hat es uns in einem guten Jahr dreimal heftig erwischt", sagt Georg und erinnert an die erste Überflutung im Juni vergangenen Jahres in Rainrod: Nach einem Starkregen wälzte sich eine Schlammlawine durch das Dorf – besonders betroffen war die Schulstraße. 150 000 bis 200 000 Euro Schaden entstanden damals.

Auch die beiden Überflutungen in diesem Jahr wurden durch Starkregen ausgelöst – Mitte Juni traf es Storndorf und Brauerschwend, einen Monat später Hopfgarten und Vadenrod. Da fielen die 100 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter und damit eine Menge, die noch nicht mal als Eventualität in einer Statistik auftaucht. Die größte Regenmenge, die demnach einmal in 100 Jahren fallen dürfte, liegt nämlich noch unter 50 Litern. Auch bei der Berechnung für das öffentliche Entwässerungssystem wird von weit niedrigeren Werten ausgegangen. Da sprechen die Experten bei einer Wassermenge von 19,7 Litern bereits von einem „einjährigen Regenereignis", bei 25 Litern gar von einem dreijährigen Ereignis, das also theoretisch einmal in drei Jahren vorkommen dürfte.

„Wenn alle Anlagen gut in Schuss sind", sagt Timo Georg, können 20 Liter gut aufgenommen und weitergeleitet werden. Die Menge von 100 Litern im Juli sprengte hingegen jeglichen Rahmen: Das Wasser lief vom Waldgebiet rund um Melchiorsgrund runter nach Vadenrod und Hopfgarten.

Mittlerweile haben fast 30 Ortstermine stattgefunden, führt der Bürgermeister aus. Dabei haben Anwohner auf Mängel hingewiesen, haben gezeigt, wo Durchlässe zu eng und Gräben zu schmal sind. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Leute uns Hinweise geben", sagt Georg. Mittlerweile wurden einige Gräben ausgebaggert und Durchlässe gespült, „aber allein das Räumen der Gräben reicht halt oft nicht aus", weiß der Bürgermeister. Zum einen müssten neue Entwässerungsgräben gezogen werden, zum anderen „denken wir über eine Rückstauvorrichtung nach", verrät der Rathauschef. Der Bach im Wald bei Melchiorsgrund verläuft in einer Senke, dieses natürliche Gelände soll genutzt werden, dort könnte das Oberflächenwasser gestaut werden, um dann den Abfluss kontrollieren zu können. „Wir werden die Bevölkerung in die Diskussion miteinbeziehen", verspricht Georg und stellt noch einmal deutlich heraus: „Wir bauen kein Rückstaubecken. Wir nutzen das, was da ist."

Mit ins Boot holen will der Rathauschef auch die Landwirtschaft. Grund: Zahlreiche Flächen seien umgewandelt worden, aus Wiesen sei Ackerland geworden, vielerorts werde auf großen Feldern Mais angebaut. Wenn der Regen Erde von den Feldern spüle, wenn das öffentliche Entwässerungssystem durch diese Erosion verschmutzt wird, „dann sind wir auf die Landwirte angewiesen", weiß der Bürgermeister, mahnt aber auf der anderen Seite: „Wichtig ist, dass Landwirte sich ihrer Verantwortung bewusst sind."

Aus der Feldgemarkung kamen auch vor mehr als einem Jahr die Wassermassen, die Rainrod überfluteten. Das Problem dieses Ortsteils: Von allen Seiten fällt das Gelände zum Dorf hin, gleichzeitig gibt es kein Fließgewässer im Dorf, sodass das gesamte Oberflächenwasser über das öffentliche Entwässerungssystem abgeleitet werden muss, schildert Timo Georg. Das gelang vor gut einem Jahr nicht, in der Schulstraße sammelte sich die schlammige Brühe und flutete Keller. Damit einem solchen Schaden vorgebeugt werden kann, hat die Gemeinde ein Ingenieur-Büro hinzugezogen. Geprüft wird, wo Gräben in der Gemarkung Rainrod ausgebaggert werden müssen und ob Rückstaubecken nötig sind. „Es gibt einen Teich, der wurde ursprünglich als Rückstaubecken angelegt", erzählt Georg. Mittlerweile sei der komplett zugewachsen. „Den werden wir auf jeden Fall räumen und gegebenenfalls auch vergrößern", kündigt der Bürgermeister an und hofft: „Dann sind wir vielleicht auf ein fünfjähriges Schadensereignis gerüstet."

Wobei er einschränkt: Eine Kommune könne keine öffentliche Entwässerung bauen, die für alle Eventualitäten ausgestattet ist, „für solche Ereignisse muss sich jeder selbst schützen". Gleichzeitig kündigt er an, dass die Rainröder zeitnah eingeladen werden, um über die Pläne zum Hochwasserschutz informiert zu werden.

Und schließlich spielt bei solchen Ereignissen immer auch die Feuerwehr eine entscheidende Rolle – und die wird jetzt auch entsprechend ausgerüstet. Alle Schwalmtaler Wehren bekommen jetzt Schmutzwasserpumpen, um im Ernstfall Keller auspumpen zu können. „Dann können wir vernünftige Hilfe leisten, wenn die Bevölkerung Hilfe braucht", betont Georg.

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