2. Oktober 2023 - Bürgermeister

Quelle: OZ Alsfeld 30.09.2023

„Wir haben Werte geschaffen“

Schwalmtals Bürgermeister Timo Georg strebt dritte Amtszeit an: Rückblick fällt positiv aus / Zukunftsaussichten bereiten ihm Sorgen

SCHWALMTAL . „Ich möchte das Begonnene fortsetzen, deshalb trete ich für eine dritte Amtszeit an. Nicht nur ich, sondern alle Beteiligten haben in den vergangenen knapp zwölf Jahren viel auf den Weg gebracht, was es nun fortzusetzen gilt“, sagt der parteilose Rathauschef Timo Georg gleich zu Beginn des Gesprächs über seine Motivation, in eine dritte Amtszeit zu gehen. Einen Gegenkandidaten hat Georg bei der Bürgermeisterwahl am 8. Oktober nicht.

Während sein Rückblick positiv ausfällt, plagen Georg jedoch Zukunftssorgen. Er stellt sich die Frage, wie notwendige Investitionen finanziert werden sollen? Ganz deutlich wird er zum Ende des Gesprächs: „Die Schulden sind in meiner Amtszeit um knapp 6 Millionen Euro gestiegen, dafür ist das Vermögen in dieser Zeit um 20 Millionen Euro angewachsen. Wir haben also Werte geschaffen. Deshalb sind es gute Schulden, zudem bekommen wir sie ohne Zinsänderungsrisiko getilgt. Da kommt uns nun zusätzlich die Inflation entgegen.“ Anders gesagt habe die Gemeinde in der Vergangenheit viele Schulden aufgebaut, sei aber gut aufgestellt, weil die Kreditaufnahme während der Nullzinsphase erfolgte und die Kredite laufzeitkongruent seien.

In der jetzigen Situation werde es aber mit der Kreditaufnahme für weitere Investitionen schwierig. Glücklicherweise habe die Gemeinde sämtliche Ortsdurchfahrten in den vergangenen Jahren erneuert. Allerdings gebe es nun einen erheblichen Sanierungsbedarf der Nebenstraßen einschließlich Wasser und Kanal. „Aber ich weiß schlicht und einfach nicht, wie wir das finanzieren sollen. Hier geht es wieder um zweistellige Millionenbeträge. Wir werden durch gestiegene Zinsen und Baukosten in den nächsten Jahren wohl deutlich weniger investieren können, obwohl es nötig wäre“, erklärt Georg. Ein Problem, das viele ländliche Kommunen hätten, da diese chronisch unterfinanziert seien.

Zum Glück haben die Gemeinde Schwalmtal aktuell die Trendwende bei den Einwohnern geschafft. „Da haben wir erstmals einen deutlichen Zuwachs und sind nun auf dem Einwohnerstand von 2014.“ 70 Personen seien im vergangenen Jahr zugezogen und das, obwohl das Thema Flüchtlinge in der Gemeinde kaum eine Rolle spiele. Aber selbst wenn in den kommenden Jahren noch 200 weitere Bürger zuziehen sollten, habe die Kommune immense Kostenanforderungen, die ständig anstiegen. „Gleichzeitig können wir nicht unendlich an der Steuerspirale drehen. Irgendwann ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Ein Beispiel sind da doch schon die gestiegenen Gebühren (Grundbesitzabgaben) Wasser-, Abwasser et cetera.“

Im vergangenen Jahr sei trotz Zuzug die zuvor hohe Nachfrage nach Bauplätzen komplett eingebrochen. Dafür sei die Nachfrage nach Bestandsimmobilien in die Höhe geschnellt, mit einem Anstieg der Preise, den er so nie erwartet hätte. „Die Ortskerne sind noch finanzierbar. Der jahrelange Wunsch, die Ortskerne zu beleben, dabei spielt uns gerade die aktuelle Situation in die Karten.“ Aber es gebe auch noch Schrottimmobilien in den Ortskernen. Hier wünsche er sich ein Gesetz, damit die Gemeinde Zugriff auf diese bekommt, um eine Ansammlung von Schrottimmobilien zu verhindern.

Neben der Sanierung der Ortsdurchfahrten inklusive Wasser und Abwasser in Höhe von zweistelligen Millionenbeträgen seien die Kitaplätze sowohl aktuell als auch in der Vergangenheit permanentes Thema gewesen. Das Thema sei quasi ein Dauerbrenner. Mit Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2012 seien es in Brauerschwend und Storndorf insgesamt vier Kitagruppen gewesen. Anfang Oktober habe man nun acht Kitagruppen. Zudem habe sich die Anzahl der Erzieherinnen in diesem Zeitraum verdreifacht. „Das Thema ist exorbitant wichtig für die frühkindliche Bildung, aber gleichzeitig ist es der größte Kostenträger in der Gemeinde.“ Kita und Straßensanierungen seien die Brot- und Butterthemen in der Gemeinde.

Darüber hinaus sei die Gemeinde einen Sonderweg in der Daseinsvorsorge gegangen und habe sowohl die hausärztliche als auch Lebensmittelnahversorgung durch das zur Verfügung Stellen von Räumlichkeiten für die Zukunft sichern können. „Wir mussten diesen Sonderweg gehen und als Gemeinde einspringen, weil uns sonst Infrastruktur weggebrochen wäre und wir attraktiv für Bürger bleiben wollen.“ Des Weiteren habe Schwalmtal viel in die Wasserversorgung investiert, indem Verbindungsleitungen gebaut wurden. In naher Zukunft müssten aber die in die Jahre gekommenen Hochbehälter auf den aktuellen Stand gebracht werden. Auch werde die Kläranlage Vadenrod perspektivisch die Anforderungen nicht mehr erfüllen, sodass ein Anschluss an Hopfgarten erfolgen müsse.

Außerdem seien die Feuerwehren durch das Gründen der Löschzüge Nord und Süd zukunftsfähig aufgestellt worden. Ein wichtiger Prozess, den die Gemeinde zwar begleitet habe, der aber aus den Feuerwehren heraus entstanden sei. Für die Neuausrichtung bekomme man nun eine IKZ-Förderung in Höhe von 60.000 Euro. Es sei nicht auszuschließen, dass in Zukunft weitere Zusammenschlüsse der einzelnen Ortswehren erfolgen. In Sachen Blaulicht sei auch die Zusammenarbeit mit dem DRK ein aktuelles Stichwort. Gerade werde gemeinsam ein Ersthelferpool (offizielle Bezeichnung Voraushelfer vor Ort) aufgebaut. Das Thema spiele nicht nur in Schwalmtal eine Rolle.

Momentan laufe der Glasfaserausbau in der Gemeinde durch die Firma EMS, mit deren Arbeit die Verwaltung bislang sehr zufrieden sei. Gut etabliert habe sich der noch junge Arbeitskreis Nachhaltigkeit. Hier finde der Austausch mit ehrenamtlichen Akteuren statt. Im Arbeitskreis entstünden sehr viele Ideen für die Zukunft, die aber nur nach und nach oder teilweise gar nicht umgesetzt werden könnten. „Hier ergeben sich sehr viele Projekte für die kommenden Jahre. Das Lob gilt allen Menschen, die sich hier aktiv einbringen“, sagt Georg.

Unabhängig davon hat die Gemeindevertretung bereits beschlossen, dass jedes kommunale Dach eine PV-Anlage bekommen wird. Auch der Radwegeausbau werde vorangetrieben, dafür brauche es aber auch entsprechende Finanzmittel. Derzeit sei die Gemeinde damit beschäftig, eine Energiegesellschaft gemeinsam mit den Energiegenossenschaften Schwalmtal und Vogelsberg zu gründen. Hier beschäftige man sich jetzt bereits intensiv damit, wie künftige Wärmevorgaben für Kommunen – Stichwort Gebäudeenergiegesetz – umgesetzt werden können.

Eine ganz wichtige Sache für alle Verantwortungsträger in der Gemeinde sei das Vereinswesen. Die Kommune unterstütze die Vereine, wo sie könne. Da gehe es nicht nur um Finanzielles. „Wir wissen das Vereinswesen sehr zu schätzen, weil diese Akteure die Gemeinde ebenfalls voranbringen“, sagt Georg.

Dass er bei seinem Rück- und Ausblick oft von „wir“ anstatt „ich“ gesprochen habe, sei seine eigentliche Kernaussage: „Ich bin Teamplayer.“ Er habe in der Vergangenheit nie versucht, der Gemeindevertretung seine Meinung aufzudrücken, obwohl er zu jedem Thema eine eigene habe. Es gehe ihm stets darum, eine breite Basis zu schaffen. „Das ist mein Ansatz.“ Und es gebe noch viel tun. „Wir sind auf jeden Fall die nächsten sechs Jahre beschäftigt, dann sehen wir weiter.“

 

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